Veranlassung
Das Ingenieurbüro H. Berg & Partner GmbH stellte im Jahr 2014 im Auftrag der Stadt Monschau ein Fremdwassersanierungskonzept für den Bereich der Monschauer Altstadt auf. Als ein wesentlicher Eintragsweg für Fremdwasser wurde der sogenannte „Rursammler“, ein Kanalisationsabschnitt, der im Jahr 1972 auf einer Länge von etwa 900 m inmitten des Fließbetts der Rur erbaut wurde, identifiziert. Der Rursammler erfüllt die heutigen Anforderungen an eine dichte, stand- und betriebssichere Kanalisation nur noch bedingt. Die Lage als Schmutzwasserkanal in einem Gewässer darf nicht nur als ökologischer Anachronismus bezeichnet werden, sondern stellt im Oberlauf der Rurtalsperre, an der Rohwasser zur Trinkwasseraufbereitung entnommen wird, eine Gefahrenstelle dar. Eine nachhaltige und ganzheitliche Sanierung wird daher von der Aufsichtsbehörde gefordert.
Variantenuntersuchung
Die Umsetzung einer ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Sanierung stellt unter Berücksichtigung der vielfältigen Randbedingungen in Monschau eine große Herausforderung dar. In einer ersten Stufe wurden im Jahr 2015 vom Ingenieurbüro H. Berg & Partner GmbH zunächst verschiedene Sanierungsvarianten entwickelt. Nach der Bewertung aller Kriterien stellte sich heraus, dass eine Variante mit Abstand die größte Deckungsgleichheit mit allen gestellten technischen, wirtschaftlichen, rechtlichen, städtebaulichen und touristischen Anforderungen und Randbedingungen aufweist. Diese Variante wurde nachfolgend in Abstimmung mit dem Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (MKULNV) und der Bezirksregierung Köln in einer Entwurfsplanung weiter konkretisiert. Im Frühjahr 2016 wurde die zeitnahe Umsetzung im Rat der Stadt Monschau einstimmig beschlossen.
Neue Kanäle und Hausanschlüsse
Kernelement der Sanierungsplanung ist die Stilllegung des Rursammlers auf rund 60 % (rund 540 m) seiner bestehenden Länge im Flussbett. Für den stillgelegten SW-Kanal muss in den Straßen der Altstadt ein entsprechender Ersatz geschaffen werden. Dafür wird die aus der „Herbert-Isaac-Straße“ kommende Schmutzwasserkanalisation entlang der „Stadtstraße“ bis zur Rurbrücke verlängert. An der Kreuzung „Stadtstraße“ mit der „Rurstraße“ läuft dieser neue Kanal mit der Kanalisation aus der „Laufenstraße“ zusammen und der gesamte Abwasserstrom wird einer im Kreuzungsbereich zu errichtenden Pumpstation zugeführt. Hier wird das Schmutzwasser um etwa vier Meter angehoben und über eine unter der Rurbrücke angehängte beheizbare Freispiegelleitung auf die andere Rurseite zum Anschluss an die dort bestehende Kanalisation in der „Rurstraße“ geleitet.
Alle Anschlussleitungen am Rursammler werden auf die neuen oder bestehenden Kanalisationsabschnitte umgeschlossen werden. Dadurch werden zum Teil erhebliche Umbaumaßnahmen innerhalb der Gebäude erforderlich. Im Bereich „Auf den Planken“ muss die Grundstücksentwässerung über ein Druckentwässerungsnetz neu geregelt werden.
Die später verbleibenden Haltungen des Rursammlers ab dem „Markt“ sowie die unmittelbar angeschlossenen Zuläufe aus der öffentlichen Kanalisation werden in einem Reliningverfahren mit hochwertigen PE-HD-Kurzrohren renoviert, so dass der Sammler im Endzustand als reine Transportleitung ohne Anschlussleitungen betrieben werden kann. Mit dem Einsatz des haltungsübergreifenden Reliningverfahrens wird eine dichte, durchgehende Hülle geschaffen werden.
Im Endzustand sollen lediglich vier Schächte sichtbar im Flussbett bestehen bleiben. Diese Schächte werden von innen durch eine vollflächige Beschichtung renoviert. Die im Flussbett sichtbaren Abdeckplatten werden in diesem Zuge inklusive der Schachtabdeckungen erneuert und hydraulisch und optisch einem natürlicheren Fließweg angepasst. Im Zuge der Baumaßnahmen in der Rur sollen zusätzlich zu den nicht mehr benötigten Schachtabdeckplatten auch alle nicht dem natürlichen Flussbett entsprechenden und oberirdisch sichtbaren Betonkörper entfernt werden.
Die Sanierung des Rursammlers nach der hier vorgestellten Planung stellt in mehrerer Hinsicht einen großen Schritt zum Umwelt- und Naturschutz dar. Zum einen wird sich die Fremdwassermenge im Zulauf zur Kläranlage deutlich verringern, zum anderen wird nachhaltig die Gefahr der Gewässer- und Naturverschmutzung durch austretendes Abwasser gebannt werden. Dabei zielt die Sanierung auch auf die Sicherung des Obersees des Rursees ab, an dem Rohwasser zur Trinkwassergewinnung entnommen wird.
Projektförderung durch das Land NRW
Die Stadt Monschau bekräftigt mit diesem Weg ihre Absicht zur Findung einer endgültigen, zukunftsorientierten und nachhaltigen Lösung für den Kanalisationsabschnitt „Rursammler“. Dies wird vom Land mit einer Projektförderung in Höhe von 80 % der öffentlichen und 50 % der privaten Baumaßnahmen belohnt. Anfang Oktober diesen Jahres konnten Monschaus Oberbürgermeisterin Margareta Ritter und Ortsvorsteher Georg Kaulen den Zuwendungsbescheid in Höhe von 2,5 Mio. Euro für die geplanten Kanalbaumaßnahmen von der Regierungspräsidentin Gisela Walsken in Empfang nehmen.
Aufwertung des öffentlichen Raumes
Im Zuge der umfangreichen Baumaßnahmen an der Kanalisation soll zusätzlich eine Aufwertung des öffentlichen Raumes in der Altstadt umgesetzt werden. Auch mit dieser Planung und Umsetzung wurde das Ingenieurbüro H. Berg & Partner GmbH von der Stadt Monschau beauftragt. Neben dem Neubau bzw. der Erneuerung verschiedener Versorgungsleitungen (Gas, Wasser, Telekommunikation) soll ein barrierearmer Zugang zur Altstadt, eine Verweilplattform an der Ufermauer gegenüber des Auklosters sowie Trittsteine am Flussbett hinter dem Kloster geschaffen werden. Eine weitere Konzeptidee sieht einen Aufzug zum Seniorenstift an der Kirchstraße vor.
Für die Durchführung aller Baumaßnahmen werden rund fünf Jahre angesetzt.