Die Biogasaufbereitungsanlage in Coesfeld war schon öfter Thema in den Berg-News. Das IB Berg war von Anfang an Partner der Gesellschaft des Kreises Coesfeld zur Förderung regenerativer Energien mbH (GFC) bei der Konzeptionierung, Planung und Umsetzung der Anlage, die Anfang 2014 in den Betrieb ging.
Aus einer Ausgangsmasse von ca. 37.000 Tonnen Bioabfällen pro Jahr aus dem Kreis Coesfeld entsteht mittels Vergärung eine Rohbiogasmenge von ca. 600 Nm³/h, die in dem 7.000 m³ fassenden Rohgasspeicher zwischengelagert wird. In der Aufbereitungsanlage wird das Rohbiogas dann mittels physikalischer Wäsche und Einsatz einer Waschlösung gereinigt, auf H-Gasqualität aufbereitet und in das nahegelegene Erdgasnetz eingespeist.
2015 wurde die Biogasaufbereitungsanlage mit ihrer energetischen Bioabfallnutzung von der KlimaExpo.NRW als Musterbeispiel eines innovativen, fortschrittlichen und wirtschaftlichen Klimaschutzprojektes ausgezeichnet.
Doch damit nicht genug!
Im August 2020 wurde der GFC durch Herrn Staatssekretär Christoph Dammermann vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIDE NRW) feierlich der Förderbescheid zur Umsetzung eines weiteren innovativen Projektes überreicht. Zusammen mit den Projektpartnern Ingenieurbüro H. Berg & Partner GmbH, microbEnergy GmbH und bmp greengas GmbH untersucht die GFC in einer vom Land geförderten Machbarkeitsstudie die technische und betriebswirtschaftliche Umsetzbarkeit der Integration einer Anlage zur Erzeugung/Verwertung von regenerativem Wasserstoff in den Betriebsablauf der Biogasaufbereitungsanlage in Coesfeld, mit dem Ziel, regional produzierten regenerativen Wasserstoff in den „Langzeitspeicher Erdgasnetz“ einzuspeisen.
Neben Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr und Staatssekretär Dammermann waren bei dem Termin auch weitere Vertreter der Politik zugegen. Darunter der Landtagsabgeordnete Hennig Höne sowie Dr. Thomas Wenning als Vorsitzender des Umweltausschusses. Beide hatten sich bereits im Vorfeld für das Projekt stark gemacht und die Antragstellung unterstützt.
Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft. Bei der Verbrennung von Wasserstoff entstehen – anders als bei Kohle oder Öl – keine Abgase, was Wasserstoff zu einem idealen Ersatz für fossile Energieträger macht.
Die vom Land NRW geförderte Studie steht damit im Zeichen der „Nationalen Wasserstoffstrategie“ der Bundesregierung, welche vor allem den Einsatz von CO2-freiem „grünem“ Wasserstoff, der auf Basis von erneuerbaren Energien hergestellt wird, in den Mittelpunkt stellt.
„Die Voraussetzungen für die Erzeugung von „grünem Wasserstoff“ am Standort der ehemaligen Deponie sind ideal“, erklärt Stefan Bölte, Geschäftsführer der GFC: „Zum einen befindet sich dort aufgrund der Biogasaufbereitungsanlage ein Einspeisepunkt für den Wasserstoff. Zum anderen wird in Zukunft eine Photovoltaikanlage auf der angrenzenden Deponie, den für den Prozess benötigten grünen Strom liefern.“ Der an sonnenreichen Tagen nicht zur Eigenstromversorgung der Biogasaufbereitungsanlage benötigte PV-Strom soll dann zum Betrieb eines Elektrolyseurs zur Produktion von regenerativem Wasserstoff genutzt werden.
„Die einzelnen Teile der Wertschöpfungskette liegen hier besonders nah beieinander“, unterstützt auch Christoph Dammermann, Staatssekretär des Wirtschaftsministeriums, das Forschungsvorhaben.
In der jetzt bewilligten Machbarkeitsstudie sollen die entsprechenden Anlagen konzeptioniert und mit einer aussagekräftigen Wirtschaftlichkeitsberechnung unterlegt werden. Bereits Ende des Jahres soll die Studie vorgestellt werden.
Es gilt also, keine Zeit zu verlieren. Als klar war, dass der Förderbescheid positiv ausfallen würde, trafen sich die Projektpartner bereits im Juli zu einem KickOff-Termin. Neben der GFC sind die microbEnergy GmbH und die bmp greengas GmbH an dem Forschungsvorhaben beteiligt. MicrobEnergy ist darauf spezialisert, grüne synthetische Kraftstoffe wie Wasserstoff oder Methan herzustellen und in die praktische Anwendung zu bringen. bmp greengas ist Deutschlands führender Vermarkter für Biomethan und ein Experte für „grüne Gase“.
Im Rahmen dieses Termins auf der BGAA Coesfeld wurden die Arbeitspakete und die jeweils damit verbundenen Workflows durch die einzelnen Projektpartner erläutert, die Schnittstellen zwischen den Arbeitspaketen bzw. den Projektpartnern bestimmt und die weiteren Schritte festgelegt und terminiert.