Aachener Bäche lassen „tief blicken“

Mittelalterlicher Paubachkanal in der Stromgasse entdeckt

Bei einem Denkmal denkt man in der Regel zunächst an oberirdische Bauten wie historische Gebäude, Statuen und Monumente. Aber auch bei Ausgrabungen oder Bauarbeiten gefundene Zeugnisse der Kulturgeschichte vergangener Zeitalter, sogenannte Bodendenkmäler, gehören dazu.

Teile eines solch herausragenden Bodendenkmals wurden kürzlich bei Bauarbeiten in der Stromgasse entdeckt. Dabei handelt es sich um ein Teilstück eines frühmittelalterlichen Wasserversorgungssystems, genauer gesagt um den aus der Karolingerzeit stammenden Paubachkanal, der vermutlich zwischen 661 und 772 n. Chr. während der Herrschaft von Pippin dem Jüngeren (Vater von Karl dem Großen) gebaut wurde.

Lange Zeit hatte man angenommen, dass der Kanal zur Um- bzw. Ableitung der Pau vom ursprünglichen Verlauf aus der Römerzeit datiert. Erst 2008 gelang es, durch die archäologische Begleitung der Kanal- und Leitungsbauarbeiten im Bereich Boxgraben/ Weberstraße/ Mariabrunnstraße, den ältesten Teil des Paubachkanals in die Zeit des Mittelalters zu datieren. Mit dem aktuellen Fund in der Stromgasse hat man nun Gewissheit über den lange von Experten vermuteten Verlauf.

>> Hier können Sie einen Artikel der Aachener Zeitung vom 08.09.2023 zu diesem Thema lesen.

Großes Interesse am geklinkerten Wurmbachkanal am Tag des offenen Denkmals

v. l. n. r.: Berta Berg, Jörg Lütten (Regionetz), Vera Berg (Ingenieurbüro H. Berg&Partner GmbH), Markus Ulrich (archigraphus)

Nicht ganz so alt und dennoch kaum bekannt, aber nicht minder spannend ist der gut 120 Jahre alte, in ca. 3 Meter Tiefe liegende, geklinkerte Wurmbachkanal unterhalb der Brabantstraße zwischen Oppenhoffallee und Luisenstraße, der im Rahmen des Tags des offenen Denkmals besichtigt werden konnte. Die Projektgruppe „Aachener Bäche ans Licht“ hat dies zusammen mit der Regionetz für 70 Personen möglich gemacht, viele andere gingen leider leer aus, denn das Interesse war groß. Doch nicht nur die Aachener Zivilbevölkerung interessiert sich für ihre Bäche, auch Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen und Stadtbaurätin Frauke Burgdorff ließen sich die Besichtigung nicht entgehen. Beide sind  wichtige Unterstützerinnen für das Projekt, freut sich Helmut Berg, der den Besuchern nach ihrem Aufstieg aus der Unterwelt die weitergehenden Pläne zu Offenlegung und Erlebbarmachung der Aachener Bäche präsentierte.

Neben der Erlebbarmachung von Paubachwasser in der Klappergasse/ Rennbahn gibt es Pläne für eine Weiterführung des Paubachgerinnes durch die Kleinmarschierstraße bis zum Kapuzinergraben und, im Zusammenhang mit der geplanten Umgestaltung des Theaterplatzes, weiter bis zum Elisenbrunnen. Ebenfalls gibt es seitens der Stadt bereits Konzepte für das Erlebbarmachen des warmen Thermalwassers und des Wurmbaches in Burtscheid. Aber auch für den Bereich Viktoriaallee und Oppenhoffallee gibt es neben Visionen bereits erste konkrete Schritte, die diese Visionen bald Wirklichkeit werden lassen könnten. Im Zuge der Umgestaltung der Bismarckstraße zur Fahrradstraße soll eine Druckleitung mit verlegt werden, die es später ermöglicht, das Wasser des Beverbachs auf dem mittleren Grünstreifen an die Oberfläche zu holen. Damit könnte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: tagsüber kreiert das Wasser ein Mikroklima und einen Wohlfühlort für Mensch und Tier, nachts könnte es in Trockenperioden darüber hinaus zur Bewässerung der dortigen Bäume genutzt werden – eine Idee, die OB Keupen in Zeiten des Klimawandels für besonders unterstützenswert hält.

Hoffen wir, dass aus der Vision bald Realität wird!

>> Hier können Sie einen Artikel aus der Aachener Zeitung von Gerald Eimer vom 11.09.2023 lesen (nur für Abonnenten)